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Sieben Plattenrezensionen von Pochorello


 

MAN OR ASTRO-MAN - eeviac -

Surf-Gitarren, Computer erzeugte Geräusche und sparsamer Gesang kennzeichnen auch das neueste Werk der Amis. Tanzbare Musik, die durchaus auf einen Tarantino Soundtrack passen würde. Die Scheibe wird eigentlich nie langweilig und schlägt "Made from Technetium" um Längen. (EPITAPH)


KULA SHAKER - peasants, pigs & astronauts -

Is mir persönlich schon irgendwie peinlich, daß ich die Scheibe ganz gut finde. Unheimlich unpunk, dafür 168 % lange glatte Haare und pastellfarbene Stoffschlaghose (KOTZ). Musikalisch wird in der Beatles-Spätphase ein ordentliches Stück geklaut, dazu ein ebenso ordentliches Stück Britpop (welches aber nicht die Klasse von OASIS oder THE VERVE hat) und eine noch ordentlichere Portion Harry Kirschner (Krishna). Hat mir trotz Drogenabstinenz gut gefallen. Texte sind bei der Art von Musik ehh unwichtig. (SONY)


 

BLACKMAIL - science fiction -

Eine deutsche Band, die richtig gut ist! Das liegt wohl zum großen Teil daran, daß hier mal kein oberpeinlicher "Crossover" abgeliefert wird und auch kein arschloser Partypop. Fette brutale, aber gaaanz langsame Gitarren kennzeichnen den Sound von Schwarzpost auf ihrem nunmehr zweiten Album. Aus eben diesen fetten Gitarren zaubern Blackmail dann zuckersüße Melodien, mit absoluter Ohrwurmqualität, und das macht dann den Reiz der Platte aus, die ich allerwärmstens empfehle. (EFA)


 

THE OFFSPRING - americana -

Die neue Offspring ist so belanglos und unpunk wie alle andere auch. Kein musikalischer Lichtblick zu entdecken auf der ganzen Platte, immerhin gibt es zu "Pretty Fly" ein cooles Video. Vielleicht sollte man das ganze auch gar nicht so ernst nehmen, ist absolute Partymusik. Mehr aber auch nicht. (EPITAPH)


 

U.S. BOMBS - war birth -

U-S. BOMBS ist die unglaublich geile Punkrockband der Skateboard Legende Duane Peters, und das schlägt sich auch in den Texten nieder. In "Jaks" kriegen Radfahrer ordentlich ihr Fett weg, was ich irgendwie saukomisch lustig finde. Zu Beginn der Platte ein extrem geiles Cover von Sinatras (R.I.P.) "Thats Life". Richtig Geil! (EPITAPH)


 

DROPKICK MURPHYS - do or die -

Die Scheibe ist nicht mehr ganz neu, aber eben erwähnenswert (und um die neuesten Platten geht's hier sowieso nicht!). Richtig geiler Streetpunk mit ordentlicher Skinheadkante. Rotziger pubkompatibler Punkrock mit ganz deftigem irischem Beigeschmack. Durchgehend Hits auf der Platte. "Get up" eine Lobeshymne auf die großen Stiff Little Fingers. In sonstigen Texten geht's um den arbeitenden Mann, den Skinhead an sich und natürlich ums Saufen und ums Schlagen. Irgendwie Albern, aber eben auch saucool. (EPITAPH)


Die besondere Pladde:

MANIC STREET PREACHERS - this is my truth tell me yours -

Elf Jahre gibt es die Manic Street Preachers und den größten Teil führten sie ein Schattendasein, während tausend andere Bands unverdienterweise Lorbeeren sammelten. Die Band aus Blackwood, South- Wales GB blieb sich treu trotz Plattenvertrag und recht tragischer Bandgeschichte. 1992 brachten sie ihr erstes Album "Generation Terrorists", ein absoluter Rock'n'Roll Knaller. "Motorcycle Emptiness" war eine absolute Hymne und zeigte, was die Band drauf hat- Zeitlosigkeit. Von Anfang an charismatisch und dann diese Stimme von Sänger James Dean Bradfield. Richtig bekannt wurden sie nicht, bis 1995 sollten noch zwei Alben folgen, darunter die LP "Holy Bible" die quasi nur aus Hits besteht und Philip Hall gewidmet war, dem langjährigen Manager der Band der, 1993 an Krebs starb. 1995 wurden sie dann doch noch bekannt, nicht aufgrund ihrer Musik, sondern aufgrund des bis heute ungeklärten Verschwindens des Gitarristen (glaub ich) Richey Edwards. Bis heute ranken sich die verschiedensten unsinnigsten Theorien um den verschwundenen Priester, der nun wie Elvis hier und da alle paar Monate in irgendwelchen Supermärkten gesehen werden will. Mit dem Verschwinden Edwards prophezeiten viele das Ende der Manic Street Preachers, aber bereits '96 meldeten sie sich zurück mit dem furiosen Album "Everything must go", ein sehr bezeichnender Titel, wie ich finde. Auf "Everything must go" fand sich dann eine wahre Hit- Single, nämlich "A design for life". Die kletterte bis auf Platz 2 der britischen Charts. Insgesamt fiel die Scheibe viel ruhiger aus als die bisherigen Platten und zeigte in etwa die Zukunft der Band. Drei Jahre ließen sich die Manic Street Preachers Zeit, und nun halten wir "This is my truth tell me yours" in unseren Händen. Die Manics sind älter geworden, die Texte politischer und anspruchsvoller als je zuvor, trotz Plattenvertrag (!!!). Die wilden Zeiten der Band sind ganz eindeutig vorbei. Das drogenangereicherte Leben der ersten Bandjahre ist vorbei, denn, so erklären die Manics, verschließen Drogen die Augen vor wichtigen Problemen aller Art ( Politik etc.,) und hindern an Aktivität. Da wird mir aus der Seele gesprochen. "This is my truth tell me yours" führte die Band nun wieder in die Charts und zeigt, daß es doch anspruchsvolle Mainstream Musik geben kann. Das Lesen des Textblattes lohnt in jedem Fall. Musikalisch wird es mir an vielen Stellen leider zu langsam, die Manics rocken nicht mehr, sondern geben sich lieber Violinen und Piano hin, musikalische Ausbrüche gibt es nicht. Vielleicht eine der traurigsten Platten des Jahres. Die Hymnen der Platte sind definitiv "If you tolertate this your children will be next" und "Your tender and your tired"; der schönste Gitarrenlauf des Jahres zu hören in "You stole the sun from my heart". Besorgt euch die Platte, besorgt euch die alten Platten, lest die Texte (!!!). Hört die neue Platte auf keinen Fall, wenn ihr schlecht drauf seid! Ich schließe mit einem Zitat aus "If you tolerate this your children will be next", welches mir aus tiefstem Herzen spricht: "...if I can shoot rabbits then I can shoot fascists". (EPIC)


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