Paul Pfeiffer, Marylin Manson und was sonst noch so in die Hose ging

"Wunderbare Jahre" waren das noch, die geniale TV- Serie mit dem begnadeten Anti- Helden Paul Pfeiffer. Aber was aus Paul Pfeiffer werden mußte, ist dann ein ganz anderes sehr sehr trauriges Kapitel. Paul Pfeiffer hat die Hornbrille und das Oberhemd gegen ein neues Image eingetauscht und dabei auf ganzer Linie abgeloost. Paul Pfeiffer sieht heute aus wie eine Wachspuppe, die in die Hände betrunkener Modedesignstudenten geraten ist und heißt fortan Marylin Manson. Mainstream Musik ist in den seltensten Fällen wirklich erwähnenswert, aber noch nie bot der Mainstream vergleichsweise ähnliche Witzfiguren wie Paul...ähh Marylin Manson. Stützstrumpfkönig Manson ist der neue Rockprophet der neunziger, und um dies zu werden, bedarf es sehr wenig, wie uns Manson belehrt hat. Schlechte Gitarren gepaart mit ganz ganz einfachem Computergekrächze wären der "musikalische" Teil. Wichtiger ist die Show, und das heißt, so wenig wie möglich anzuziehen, hier und da ein wenig Theaterblut und dann noch kräftig mit dem Arsch wackeln. Und so wackelt nun Antichrist Superstar mit seinem nicht mal knackigen Hintern über die Bühnen dieser Welt und verbreitet seine belanglose Idiotenlyrik. Die Kids jedenfalls fahren auf Käpt'n Kontaktlinsens Pseudointellektuelles Gefasel voll ab und liegen ihm zu Füssen. Plattenfirmentreue Kritiker feiern ihn gnadenlos ab und wagen dann den Vergleich mit KISS, und das ist Gotteslästerung. KISS haben noch nach zwanzig Jahren daß, was Manson jetzt schon nicht hat, nämlich Stil und eben Rock'n'Roll (wahrscheinlich auch noch knackigere Ärsche). Die Zeiten von Bands wie KISS, den SEX PISTOLS oder ABBA sind wohl endgültig vorbei. Wer heute die Musik- Dauerwerbekanäle eischaltet, wird endlos mit Belanglosigkeiten berieselt. Momentan bringt lediglich der deutsche Hip Hop wirklich spannende Sachen hervor, die trotz Plattenvertrag ehrlich und nicht inhaltslos wirken. Kaum eine Gitarrenband in diesem Sektor schafft das im Moment. Inhaltslose "harte" Sachen wie RAMMSTEIN sind mehr denn je gefragt. Klingt natürlich alles gleich blöd. Immer populärer wird dieser ganze Gothic Kram. Richtig, das sind die, die immer so ganz schwarz rumlaufen und sich ganz wahnsinnig ernst nehmen. Wer jetzt keine Vorstellung hat, der denke sich die Kelly Family mit schwarz gefärbten Haaren und Klamotten, so ungefähr sieht der Otto-normal-Gothic aus. UMBRA ET IMAGO sind die Oberclowns dieser Szene, gaaaaanz bööööööse abgrundtiefe Texte und eine sehr pikante Bühnenshow, wahnsinnig bizarr, voll evil! Auf der Reeperbahn nennt man sowas "Fick-Show", glaube ich. Die Jugend der neunziger wird also musikalisch gut beschissen versorgt und nimmt das auch noch gerne an. Als Hobby-Sexualforscher bin ich zu der These gekommen, daß eben diese harte Musik Teil des Balzverhaltens pubertierender Knaben ist. Nehmen wir als Beispiel die Abi- Fete auf einem Gymnasium. Die Party neigt sich dem Ende zu, und während Whitney Houston und Marius Müller- Westernhagen ist Mann/Frau (oder auch Mann/Mann, oder Frau/Frau, oder Mann/Frau/Mann/Frau, ich trau der Jugend nämlich ALLES zu) sich nähergekommen. In der abschließenden "harten Runde" bietet sich dem Knabenvolk die ultimative Gelegenheit, der Angebeteten die Männlichkeit unter Beweis zu stellen mittels möglichst aggressiven Tanzverhaltens. Hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen, denn wer nicht bei "Du riechst so gut" bis zum Ende durchgehalten hat, geht alleine nach Hause. Der Weizen hingegen fiebert seinem oder ihrem ersten Mal entgegen, sofern dazu überhaupt noch in der Lage nach kräftigstem Drogenkonsum. Die Spreu hat wieder Handbetrieb. Auf Wiedersehen!

Ponchorello


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