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Impressionen vom Anti-Atom-Camp in Greifswald

"Quercamp an der Ostsee“, da hatten die meisten Besucher, wie auch wir Veranstalter, eher den einen oder anderen lauschigen Abend am Strand im Sinn als Pfützen vor den Zelteingängen. Doch obwohl das Prasseln von Regentropfen auf Zelte und Planen Hintergrundgeräusch der meisten Gesprächsgruppen war und man/frau manchmal recht laut reden mußte, um sich verständlich zu machen, nahmen alle die Ungnade des Wettergottes mit stoischer Gelassenheit hin. Mit knapp 100 Leuten war das Camp recht gut besucht, vor allem Gruppen aus Sachsen, Brandenburg und Berlin waren angereist, um miteinander zu diskutieren und Aktionen zu planen. Aber auch Anti-Atom-Aktive aus Ahaus, Brunsbüttel, Gorleben, Gronau, Hannover, Heidelberg, ... fanden den Weg nach Greifswald. Unser Anliegen, den Widerstand im Ostseeraum zu stärken, wurde im Vorfeld des Camps von Anti-Atom-Aktiven aus Schweden, Polen, Rußland und Tschechien mit Interesse aufgenommen. Aus Schweden kam dann Roland Rittmer, ein Veteran des Widerstands gegen die schwedische Atom-Politik und lud ein, im Sommer, im Anschluß an das Wendland-Sommer-Camp von dort nach Barsebaeck zu radeln, um die sofortige Schließung dieses Uralt-Meilers endlich durchzusetzen. In jedem Fall wollen wir diesen und auch die anderen, bisher vor allem per Post und mail entstandenen Kontakte im Laufe der nächsten Jahre zu einem Widerstandsnetz ausbauen. Na gut, die Castor-Halle des Zwischenlagers Nord (ZLN) ist noch immer nicht genehmigt, weil das BMU jetzt, auf Anregung der BI Kernenergie, die möglichen Auswirkungen von Hochwasser und Sturmfluten nochmal prüft. Aber der Castor-Transport aus Rheinsberg werde in diesem Herbst oder Winter stattfinden, heißt es offiziell. Daher war das beherrschende Thema des Regionaltreffens Ost, daß während des Camps stattfand, der nächste Castor. Ob er nun von Rossendorf nach Ahaus oder von Rheinsberg nach Greifswald rollt, wir werden ihn nicht durchlassen. Wir wollen uns querstellen, -legen und -setzen und zwar in erster Linie dort, wo der Castor losfährt. Aber auch viele inhaltliche AGs gabs: zur Bewertung der Kernfusionsforschung in Greifswald, zum Uranabbau, zu Unfällen in AKWs und deren Folgen und zur Bewertung der momentanen politischen Situation in Deutschland, den Atomausstieg (haha) betreffend. Wer sich noch mehr für die Ergebnisse dieser AGs interessiert, kann die Protokolle bei uns anfordern. Außerdem fanden ein Kletterworkshop, ein Theaterworkshop und, leider etwas am Rande, gewaltfreies Trainig statt. Den Freitag nachmittag nutzten wir für einen Ausflug nach Lubmin, um uns den Standort mal aus nächster Nähe zu betrachten. Dort war dann die Castor-Olympiade angesagt: Mit großer Einsatzfreude bemühten sich die „Anti-Atom-Kollktive“ Atommüllfässer ins Ziel zu rollen, während sie dabei immer wieder von „Castor-GegnerInnen“ belästigt wurden, Kugebrennelemente wurden im Atomklo versenkt, wobei (wie im richtigen Leben) auch öfter eines daneben ging. Überwachungskameras mußten gezählt werden, wobei die tatsächliche Anzahl am Ende nicht herauszufinden war, denn einige Kollektive hatten wohl, um die Punktzahl zu erhöhen, auch Kameras mitgezählt, die unsichbar z.B. in die Mauern eingebaut sein könnten. Auf der Suche nach atomkritischen Infomaterial wurde das sog. Informationszentrum der EWN (Betreibergesellschaft des Atomstandortes Nord) aufgesucht, doch erstaunlicherweise hatte es just an diesem Tage aus betriebstechnischen Gründen für ein paar Stunden geschlossen. Was bei der letzten Disziplin der Castor-Olympiade herausgekommen ist, dem Fotografieren von Polizei und Wachschutz, wissen wir nicht genau, weil wir es leider nicht geschafft haben, die Filme gleich einzusammeln und entwickeln zu lassen. Leider ging es zum Schluß der Castor-Olympiade etwas chaotisch zu, als der größte Teil der TeilnehmerInnen, überrascht von einem Regenschauer, in den nächsten Zug sprang und dabei einige Leute „vergessen“ wurden (sorry!!). Auch die Siegerehrung vergaßen wir bis zum sonntäglichen Abschlußplenum und da waren viele schon abgereist (soviel zum Thema Selbstkritik). Samstag gings dann in die Greifswalder Innenstadt, wo wir ein Transparent aufhängten mit dem sinnigen Spruch „Am teuersten kommt uns zu stehen, worauf wir getrost hätten verzichten können.“ Außerdem zierten noch die Unterschriften und Parolen vieler Camp-Teilnehmer das 7m lange Transparent. Diese Aktion wurde freundlich von einer Spontandemonstration begleitet, die die Aufmerksamkeit der Passanten erregte und einen Wutanfall des Veranstalters des gleichzeitig stattfindenden „Innenstadt-Frühlingsfestes“, der hartnäckig der Meinung war, wir würden stören. Weil aber nicht einmal die ebenfalls anwesende Polizei diese Meinung teilte, fiel ihm nichts besseres ein, als am Sonntag morgen unser Transparent eigenhändig wieder loszubinden und in seinem Büro zu verstecken. Kultureller Höhepunkt des Camps war das Soli-Konzert am Freitag abend, zwar war der Saal nicht so voll, wie wir gehofft hatten, doch die Stimmung war bestens. Herzlichen Dank an Membrana Tynpani, die Burning Flowers und die Roving Bottles dafür, daß Ihr alle ohne Gage gespielt habt! Wir bedanken uns auch bei der BI Ahaus für das Notstromaggregat !!! Auch an alle, die unser Camp mit Spenden unterstützt haben, geht ein großes Dankeschön! Und wir wollen uns bedanken bei allen Camp-TeilnnehmerInnen, die sich nicht vom schlechten Wetter und auch nicht von einigen Organisationsmängeln die Laune verderben ließen. Wir freuen uns aufs nächte Mal!!


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