Eine Frage des Sexismus?!

Eine Freundin von mir braucht Geld. Sie hört von einer Kneipe, die neu aufmachen will. Sie geht hin und fragt, ob nicht noch ein Job zu haben wäre. Die Antwort: klar! Ein paar Abende später das " Vorstellungsgespräch ", komisch, ausschließlich Mädels und Frauen hier.Okay, nachdem der Typ, der dieses Gespräch führen wird, mit einiger Verspätung kommt, geht`slos. Der Typ macht einen ziemlich lockeren Eindruck und auch sonst hört es sich nicht schlecht an: die Arbeitszeit kannste dir selber einteilen. Super! Beim Thema Arbeitsvertrag wird`s merkwürdig; sowas gibt`s hier nicht! Ebenfalls der Lohn; nix Stundenlohn, sondern 7% (!) deiner Abendeinnahmen plus Trinkgeld, aha. Sonst noch was ?! Ja, die Arbeitskleidung: getragen wird ein kurzer schwarzer Rock (maximal bis eine Handbreit übers Knie) dazu wird um ein enges weißes Shirt oder Top gebeten. Ach ja, ein Gürtel wäre auch nicht schlecht, der betont die Taille so schön, ihr wißt schon ! Jetzt zum Thema Kundschaft: der Kunde ist König! Also, wenn dir mal jemand sein Getränk übers Shirt kippt (aus Spaß an der Freude!) ist das okay, ebenfalls Pokneifen und andere Grabbeleien. Uuups! Der Zusammenhang zwischen der Kleidung und den hier geltenden Regeln wird deutlich: um so mehr du gibst und dir gefallen läßt, um so mehr Knete kriegst du. Nee danke, denkt meine Freundin und geht. Dieser Bericht hat mich ganz schön erschreckt. Er zeigt mir wiedermal, daß die Funktion des weiblichen Geschlechtes in dieser doch sooo " frauen -emanzipierten " Gesellschaft immernoch auf sexuelle Reize reduziert wird. Sei es wie hier in einer Kneipe, in den Medien oder sonstwo. Beispiele gäbe es sicherlich genügend. Ich möchte hier keinerlei Belehrungen abgeben oder Frauen Vorwürfe machen, denn jede kann /soll ja selbst entscheiden, was ihr gut tut. Dennoch stelle ich mir immer wieder die Frage; warum? Vielleicht ist es eine Geltungssache ? Ich meine damit , daß sich manch eine auf anderen Wegen, als dem Sexuellen nicht genügend akzeptiert und respektiert fühlt. Schade eigentlich, denn das ist der Grund für die unnütze Konkurenz der Frauen untereinander.Es ist doch so, daß frau sich persönlich und anderen nichts zutraut. "Erfolg" macht uns in gewissem Sinne Angst. Sind andere Frauen erfogreicher , egal in welchem Spektrum, lehnen wir sie ab, da sie in Konkurrenz zu uns stehen (1). Manch eine bezeichnet dieses Verhalten als "Folgeschäden" der Unterdrückung und Sozialisation der Frau. Auf jeden Fall sollten wir die Gründe in den Ansetzen unserer Gesellschaft suchen und uns nicht unterkriegen lassen.

Powervolle Grüße

(1) - Amazora 9/97


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