Der Greifswalder Ökomarkt lebt

Am Anfang war die Idee des Biobauern Willy Götz vom Kappelschen Hof aus Steinfurth in Greifswald einen Markt der besonderen Art zu schaffen. So ermutigte er ökologisch wirtschaftende Bauern aus der Region ihre Produkte direkt zu vermarkten, und gemeinsam schufen sie sich vor 3 Jahren auf dem Domplatz einen Markt, der eine ganz eigene Atmosphäre ausstrahlt. Der Dompastor Herr Gürtler machte es möglich den Platz für den Markt kostenlos zu nutzen, was ein enormer Vorteil angesichts der sonst hohen Standmieten in der Stadt ist. Für die Landwirte und Produzenten ist es schwer einen Tag der Woche zu "opfern" um ihre Produkte selbst zu verkaufen. Und doch bieten sie jeden Freitag neben gesunden, kontrolliert ökologischen und vor allem frischen Lebensmitteln, wie Gemüse, Fleisch und Brot aus der Region auch ein Stück Kultur für die Stadt Greifswald. Zum Adventsökomarkt präsentierte sich der Markt auf eine besonders romantische Art: Bei -10 C gab es Live-Musik am Lagerfeuer neben tiefgekühltem Gemüse und mit Sicherheit kalten Füßen bei Kunden und Produzenten. Das war dann auch der letzte Markt für das Jahr 1998 und wahrscheinlich auch der letzte auf dem Domplatz. Denn trotz der intimen Atmosphäre auf dem Platz vor dem Dom gibt es massive Probleme. Willy Götz, nannte zum einen die besondere Wettersituation. Wer den Markt regelmäßig besuchte, hat sicherlich schon den einen oder anderen Schirm auf Grund des dort ständig herrschenden Windes davonfliegen sehen. Um so mehr ist es den Bauern anzurechnen, das sie jede Woche bei Wind und Wetter , teilweise auch bei geringsten Umsätzen in den Wintermonaten, ihre Produkte angeboten haben. Durch die Eröffnung des Greifswalder Naturkostladens am Fischmarkt im November schrumpften die Umsätze auf dem Markt zusammen. Die GreifswalderInnen glaubten den Ökomarkt ersetzt, obwohl die Biobauern ihre Produkte im Laden auf Grund der Miete teurer verkaufen mußten und Freitags im Naturkostladen weder Brot, Fleisch und Gemüse geboten wurden. Die Konsequenz der Bauern war aber nicht etwa den Markt ganz aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen, sondern ihn viel mehr zu integrieren und attraktiver zu gestalten. Die Bauern und Produzenten wollen im Frühjahr ihre Produkte auf dem sanierten Fischmarkt anbieten, nach dem Motto "Kommt der Kunde nicht zu uns, kommen wir zu ihm". Geplant ist auch das Kulturprogramm zu erweitern. Neben Bauern sollen dann auch Kunsthandwerker der Region, die schon in den letzten Jahren zu besonderen Anlässen den Markt vergrößert haben, regelmäßig ihre kleinen und großen Kunstwerke verkaufen können. Eine weitere Neuheit wird ein Käsestand der Hofkäserei Krummenhagen sein. Leider ist das natürlich auch nicht so einfach. Der Fischmarkt wird vorraussichtlich erst im Mai fertig sein, was für die Bauern bedeutet ab März noch einmal auf den Domplatz zu gehen, um ihr erstes frisches Gemüse an den Kunden zu bringen. Aber auch dann ist es fraglich, ob der Ökomarkt auf den Fischmarkt ziehen kann. Die Bürgerschaft der Stadt Greifswald hat eine Marktordnung erlassen, die es für die Bauern unmöglich macht einen Markt nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Nun geht es darum die Stadtväter und Mütter zu überzeugen, daß dieser Markt, wenn er denn existieren kann, eine kulturelle Bereicherung für die Stadt, ihre BewohnerInnen und natürlich ihre BesucherInnen ist und daß es sich dafür lohnt eine individuelle Satzung für den Ökomarkt auf dem Fischmarkt auszuarbeiten. Auf jeden Fall kann man ab dem 5. März wieder wöchentlich Gemüse, Brot und Kuchen direkt bei den Erzeugern auf dem Domplatz kaufen und wer denn möchte bekommt sogar ein leckeres veganes Mittagsgericht zu einem bezahlbaren Preis und natürlich garantiert ökologisch.


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