"Heute gehört uns Hannover - morgen ..."

Ein kleiner Vorgeschmack, was den Besucher erwartet bzw. nicht erwartet

Waxmann will never die!!! Anti-Expo und Global Action in der Fleischervorstadt


 

Schöne neue Welt ...

Am 1.6. 2000 wird in Hannover die EXPO beginnen. Immer öfter läuft einem/-r schon jetzt das farbenfrohe Logo der EXPO-company übern Weg, auf Plakaten unserer lieben Bahn, Bauzäunen „ehrgeiziger“ EXPO-Regionalprojekte oder in der gerade auf Hochtouren anlaufenden Werbekampagne in großen Zeitungen und Zeitschriften. Zeit also auch für den gemeinen Steuerzahler und die gemeine Steuerzahlerin, sich eine Meinung drüber zu bilden und sich mal zu fragen, was da in Hannover eigentlich alles mit dem vielen Geld gemacht wird. Die erste Weltausstel- lung fand 1851 in London statt und stand im Zeichen der Industrialisierung und der damit verbundenen Entstehung moderner kapitalistischer Gesellschaftssysteme. Die expandierenden Unternehmen und Staaten präsentierten neue Technologien und Systeme, um die zu Scharen herbeiströmenden staunenden BesucherInnen von deren Funktionalität und Nutzen zu begeistern weiter gut im Sattel der gesellschaftlichen Meinung zu sitzen, und unter dem Deckmantel hehrer Ziele für Gunst, Unterstützung und Rechtfertigung ihrer meist zweifelhaften Politik zu kämpfen. 1958 wurde bei der Weltausstellung in Brüssel mit dem Wahrzeichen des Atomiums für die Atomtechnologie geworben. Das Motto war „Bilanz der Welt“. Was unter Bilanz der Welt gemeint war, zeigten die damals schon pompösen Pavillons der westlichen Länder: eher die weltweite Bereicherung der Industrienationen an Rohstoffen, die Kontrolle der reichen Nationen über die ärmeren durch Verschuldung (Darlehen, IWF, Weltbank) oder Krieg zur Durchsetzung imperialistischer Interessen. 1992, pünktlich zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch die Europäer wurde die Weltausstellung unter dem Motto „Das Zeitalter der Entdeckungen“ in Sevilla begangen. Auch hier wurde in Europa ganz offen und euphorisch gefeiert, was für den Großteil der Menschen wohl eher kein Grund zum Feiern war: 500 Jahre Völkermord in der „neuen“ Welt als Grundlage für die bis heute andauernde Ausbeutung durch europäische Staaten und Konzerne. Dieses Jahr soll nun die EXPO das erste Mal in Deutschland stattfinden. Auf der EXPO 2000 in Hannover soll unter dem Motto „Mensch-Natur-Technik“ für den ungehinderten Zugriff auf Mensch und Natur geworben werden. Wie die Vorabpublikationen schon jetzt in aller Deutlichkeit zeigen, wird versucht, eine Welt darzustellen, die nur durch neue Technologien gerettet werden kann. Die Expo-PlanerInnen und AusstellerInnen geben dabei vor, ziemlich genau zu wissen, was die Probleme der Menschheit sind und wie mensch diese am besten löst. Hungersnöte sollen durch Gentechnologie, zukünftige Energieprobleme durch Atomkraft (Atomfusion, ...), Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Stagnation durch Liberalisierung und Flexibilisierung von Marktbedingungen gelöst werden. Nach der Vorstellung der EXPO-PlanerInnen hat nur der freie Warenverkehr, die Abschaffung von Zöllen und der ungehinderte Zugriff auf alle natürlichen wie menschlichen Ressourcen verbunden mit einem Europa der abgeschlossenen Grenzen eine Zukunft. Zu erkennen, wem diese Taktik nützt, braucht mensch dann wohl keinE HellseherIn mehr zu sein. Die Weltausstellung ist natürlich auch ein ideales Aushängeschild für den Gastgeberstaat, also diesmal Deutschland. Deutschland kann sich als fortschrittliches Land mit weißer Weste verkaufen, damit die Leute hier und anderswo ganz schnell und leicht vergessen können, daß es auch das Land ist, das durch Rüstungsexporte weltweit diktatorische Regime unterstützt und für seine politischen Interessen gerade mal wieder in den Krieg gezogen ist. Und die EXPO 2000 wird wohl auch zum Aushängeschild für unsere überzeugende „neue Mitte“ in Form einer rot-grünen Regierung, die viel von Zivilgesellschaft und globaler Verantwortung redet und nichts tut. Phrasen, die auch in den schlauen Werbebroschüren der EXPO einen hohen Stellenwert genießen. Um die Perfektion zu vervollständigen, wird das alles noch mit einem kräftigen grünen Agenda21-Anstrich versehen, einem mehr als fleckigen Deckmantel. Die Agenda verkündet uns nicht mehr und nicht weniger, als daß die Ressourcen der Erde so zu nutzen sind, daß zukünftige Generationen auch noch was davon haben. Beschränkungen oder Grundsätze, an denen sich die verschiedenen Staaten halten müssen, gibt es nicht, und müssen demnach auch nicht beachtet werden. Also ein Grund für uns weiter zu scheffeln, weiter zu herrschen, weiter zu unterdrücken, was das Zeug hält, dafür ist uns dann auch keine Eine-Welt-Ausrede zu teuer und kein ökologisches Leitbild zu schade. Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was dieses Jahr in unserem Land und mit uns passieren wird; wem sich dabei das Fell sträubt, hat mehr als Recht. Wenn mensch was aus dem Schlechten doch irgendwie noch was Gutes machen will, könnte die Expo auch ein guter Anlaß sein, über dieses trügerische System noch einmal neu nachzudenken, andere Utopien und Vorstellungen zu entwickeln und zu kämpfen, damit alles nicht so wird, wie es die Expo-MacherInnen es uns da glauben machen wollen. Die Expo ist ein spannendes Thema, auch die Expo-Projekte in McPom lohnen es, mal kritisch unter die Lupe genommen zu werden, die Expo bietet damit ein reiches Betätigungsfeld für alle, die, in welcher Art und mit welchen Mitteln auch immer, ihre Meinung zum System überdenken und zum Ausdruck bringen wollen.


 


klicke auf's BildII

Hier geht's zu einem Artikel der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung
klicke auf's BildII

Willkommen EXPO 2000

"Die Wirtschaft dokumentiert ihre Verantwortung und Kompetenz, durch effizientes und innovatives Handeln ihren Beitrag zur nachhaltigen Lösung anstehender Herausforderungen zu leisten, und damit die Chance der Zukunft zu nutzen.“ Wie wäre es denn mit einer farbenfrohen Präsentation anderer Länder, anderer Sitten? Bunte Bilder über Basartrubel, idyllische Strandszenen, anziehend problemlos, grenzenlose Harmonie. Man möchte sich die Pantoffeln ausziehen, die schweißbepilzten Nylonsockenfüße hochlegen und genießen, was diese Welt zu bieten hat. Hat sich ja die Hacken zum kritischen Überblick heute schon abgelaufen. Ständig diese Verpflichtungen, denen man sich in seiner Verantwortung als Weltbürger unterworfen fühlt. Gut, heute war’s also die expo. Am Anfang grummelte da noch so ein klein wenig unangenehmes Gefühl - Zukunft der Arbeit, menschliche Grundbedürfnisse, Klima, Energie... hört sich nach Problemen an. Doch mutigen Schrittes hinein in die bezaubernde Bilderwelt, durch die man sich ganz einfach treiben lassen kann. Rhythmische Trommelschläge, zarte Sitharklänge, das Zupfen einer Balalaika. Vorbei am Freizeit - Meeresaquarium, aus den Augenwinkeln noch den Blick auf die Glitzerglasröhre des Skywalks erhascht. Schon steht man vor dem Messe(welt)mittelpunkt, dem deutschen Pavillon. Rundherum platzieren sich andere Ausstellungsgebäude ausgefeiltester Architekturkunst, gebaut und/oder gemietet hauptsächlich von einzelnen Staaten, teilweise auch von Unternehmen. Dabei ist man schon mit 10 Mio. DM als sogenannter Produktpartner (für Deutschland am Start.: Allianz, Bertelsmann, Bosch, Coca-Cola, ibm, Langnese, Lufthansa, Sony, Stadtwerke Hannover) bzw. mit 30 Mio. DM als Weltpartner (z.B. DB, Preussag, VW, Daimler Chrysler, Deutsche Post, Siemens, telekom, Sparkassen). Auf die Besucherränge verwiesen werden die mittelständischen Unternehmen. Ein Vorab-Lustwandeln durch den Themenpark Die Großen toben sich aus im Themenpark, inhaltlicher Teil der expo, “Forum eines gleichberechtigten Dialogs verschiedener Interessengruppen“. Eingeladen sind dazu alle Institutionen und Gruppierungen aus dem entwicklungs- und umweltpolitischen Bereich, allerdings trifft sich die Auswahl fast von allein mit einem Kostenpunkt von 4000 DM pro qm Ausstellungsfläche. Die inhaltliche Dominanz wirtschaftlicher Interessen in den Arbeitsgruppen bleibt selbst bei der Beteiligung von NGOs bestehen. Vorbereitet wurden bis jetzt verschiedene Themen im Komplex Mensch- Natur- Technik. Der Mensch - gestaltet vom Pharmakonzern Schering, der Bertelsmann Stiftung, dem Kernforschungszentrum Jülich und dem Max-Delbrück- Zentrum für molekulare Medizin zu Fragen der Grundeinstellungen moderner Neurowissenschaften, bioethischen Problemen im Zusammenhang mit Todeszeitpunkt, Schwangerschaftsabbruch, Sterbehilfe, Organtransplantation und den Chancen von Gentechnik, Molekularbiologie und Hirnforschung. Zum Thema Umwelt (Landschaft & Klima) - ABB, BDI, Daimler-Chrysler, DB, telekom, Lausitzer Braunkohle AG, Philipp Holzmann AG, Weltbank, GTZ, Bundesumweltministerium, Max-Planck-Institut für Chemie, sowie der WWF - und Dt. Naturschutzring -Vorsitzende und Ernst-Ulrich von Weizsäcker bieten “Projekte aus Industrie, Politik und Wissenschaft, die positive Perspektiven der Zukunft unseres Planeten eindrucksvoll erfahren lassen“. Die basic human needs - von und mit dem Bertelsmann-Club, Philips, Tengelmann, Modedesignerin Britta Steilmann, der Verband der Chemischen Industrie, dem Bundeslandwirtschaftsministerium, BMZ, Cornelia Schmalz-Jacobsen, die allesamt erklären:“ ...dem Besucher wird klargemacht, daß die Bevölkerungsexplosion die Aufgabe, weltweit basic human needs zu befriedigen, enorm erschwert...“. Neben der Erziehung und Selbsthilfe bzw.- organisation helfen neue technologische Konzepte aus Industrie und Wissenschaft. Zu erwähnen in Sachen Ernährung sind der Gentech-Konzern Kleinwanzlebener Saatzucht GmbH und die nestec ltd., die einladen zu Kostproben aus der Gentechküche. Erinnerungen werden wach an Köln und die Proteste indischer Bauern, denen gentechnisch verändertes, nicht fortpflanzungsfähiges Saatgut verkauft wurde (von monsanto). Gesundheit - es geht um den Beitrag der Gentechnologie zum Management von Krankheit und Gesundheit, herzlichst untergehakt die Unternehmen der Fitneßbranche und der pharmazeutischen Industrie. Energie - ABB, Holzmann, Preussen elektra, Ruhrgas, Siemens, Shell mahnen: “Der Fortschritt ist ebenso verführerisch wie unausweichlich. Ein zweites Solarzeitalter zeichnet sich am Horizont ab, mit Solartechnologie, neuer Biomasse und möglicherweise Fusion als tragenden Säulen.(..)Die Kernspaltung wird helfen die Übergangsphase zu überbrücken.“ und “Der Besucher begegnet Gaia, der lebenden Erde und anderen Utopien.“ Mobilität - “Mobilität ist Leben”, “Die Kompetenz Deutschlands als führende Nation in Verkehrsfragen ist im Bereich Mobilität unter Beweis zu stellen.“ Eigentlich sollte hier der Transrapid stehen. Zukunft der Arbeit - Vision. Weltfrieden durch Welthandel. Verlagerung arbeitsintensiver Produktion in Schwellen- und Entwicklungsländer- dies fördert auch die Ausdehnung der Märkte und läßt immer mehr Menschen am Wohlstand teilhaben. Organisationsstrukturen Das Messegelände wird verwaltet von der Deutschen Messe AG, deren Gesellschafter die Stadt Hannover und das Land Niedersachsen zu jeweils 49,7%, sowie das Land Bremen mit 0,4% und der Landkreis Hannover mit 0,2%. Verantwortlich für Planung und Durchführung ist die privatisierte expo GmbH, deren Aufsichtsrat sich aus 4 Vertretern von Bund, Land, Stadt, 5 Vertretern der Wirtschaft und dem IG Metallvorsitzenden Klaus Zwickel zusammensetzt. Die Wirtschaftsdominanz bei inhaltlichen Entscheidungen reduziert sich jedoch in finanziellen Fragen. Mit einem Blick auf vergangene Weltausstellungen kristallisiert sich heraus , daß die Veranstaltung eher ein Zuschußgeschäft werden wird. Es wurde festgelegt, daß Bund und Länder sich in 550 von den insgesamt eingeplanten 600 Mio. DM teilen, die Wirtschaft ein maximales Risiko von 50 Mio. trägt. Bitterer Nachgeschmack Die expo als Verkaufsveranstaltung der Wirtschaft zum einen, zum anderen eine politische Show, man könnte es auch Farce nennen. Feilgeboten werden rosige Gegenwarts- und Zukunftsbilder, deren harmonische Gestaltung kaum zu überbieten ist. Die überwiegend westeuropäischen Besucher , meist kaum betroffen von Unterdrückung oder einem Notstand der Menschenrechte, genießen die beruhigende Faszination einer heilen Welt, in der sich alle gesellschaftlichen und ökologischen Probleme durch die immer wieder neuen Errungenschaften der Wissenschaft und Technik, umgesetzt von der zu jeder Wohltat bereiten Wirtschaft, lösen lassen. Reinsetzen und mitfahren. Diese Personifizierungen seien mir gestattet, um das Informationsniveau der meisten an der expo beteiligten Vereinigungen beizubehalten. Da zur Öffentlichkeitsarbeit auch die Präsentation im Internet gehört, finden sich dort gut strukturierte Seiten, deren Informationsgehalt gegen null läuft. Die einzigen Informationen, die man auf der offiziellen expo GmbH- Seite erhält, wenn man nach einer inhaltlichen Darstellung sucht, betreffen den Bauzustand auf dem Gelände, zu genießen als virtueller Rundblick. Die kurzgefaßte Vorstellung der einzelnen weltweiten Projekte, die sich auf der expo präsentieren wollen, weißt auf die in einigen Ländern noch nicht gefallene Entscheidung hin, welche Projekte nun eigentlich ihren Stand aufbauen. Die weltweite Auswahl der Projekte wurde wohl von der expo GmbH getroffen, die sich laut ihres Vertragsprogramms um deren Mitgestaltung, -steuerung und -finanzierung kümmert. Entwicklungsländer mit dem Status LDL (least developed countries, was allgemein 45 Länder betrifft ) erhalten von der Gesellschaft für technische Zusammmenarbeit (GTZ) finanzielle Unterstützung vor Ort und bei der Organisation ihrer Präsentation. Von der GTZ erfährt man, die Bedingung für die Auswahl wäre die Beispielhaftigkeit nachhaltiger Entwicklung. Dabei würde es keine Rolle spielen, ob das Projekt mit oder ohne ausländischer Hilfe läuft. Ein anderer Teil der öffentlichen Präsentation ist die unvermeidliche Werbung. Befremdend wirkt die Strategie der Werbekampagne, die schon seit Januar läuft. In den Pressemitteilungen geben die Veranstalter an, die erste Phase, die der Bedarfsweckung, solle zielgruppenorientierte Kaufanstöße geben, um eine erfolgreiche Zeit der Bedarfsdeckung folgen zu lassen. In diesem Jahr wurden dafür 70 Mio. DM eingeplant.

InfoBox 1: Die Hannoversche Allgemeine Zeitung schrieb am 19.Januar 2000

Widerstand wächst

Weltausstellungsgegner wollen die „Eröffnung der Expo verhindern“. Dazu seien Blockaden zum Veranstaltungsauftakt am 1. Juni geplant, teilte die „Anti-Expo AG“ gestern mit. Widerstandsgruppen aus dem gesamten Bundesgebiet hatten zuvor drei Tage lang in Hannover ihr Vorgehen abgestimmt. Die Teilnehmer des Treffens hätten sich die Störung der WTO-Konferenz in Seattle als Vorbild genommen, sagte ein Sprecher der Initiative, über deren Mitwirkende keine näheren Angaben gemacht werden. „Im Rahmen einer Aktionswoche haben wir vielfältige Aktionen geplant. Demnach ist für den 27. Mai eine Demonstration geplant. Die Details der Blockaden seien noch nicht besprochen. Das Interesse am Thema Widerstand gegen die Expo wachse aber bei zahlreichen Gruppen. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes rüsten sich unter den Expo-Gegnern auch gewaltbereite Autonome. Die Behörde bekommt daher 60 neue Mitarbeiter. Die Polizei glaubt, dass sie mit 5000 Beamten für einen planmäßigen Ablauf der Expo sorgen kann.

rfi


leerstehendes Haus in der Pfarrer-Wachsmann-Straße
klicke auf's BildII

EXPO-No-Narren schlugen zu - OZ sauer
klicke auf's BildII

Global Action Day in Greifswald

Alljährlich finden am 1. Mai weltweit viele Veranstaltungen statt, die sich kritisch mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzen. In Greifswald organisierten Jugendliche im Rahmen des Global Action Days in der Nacht zum 1. Mai eine Party in einem leerstehenden Uni- Gebäude. Anlaß dafür gab und gibt es genug. Aber wofür steht eigentlich der Global Action Day (GAD)? Die Idee des GADs ist vor vier Jahren auf einem internationalen Treffen in Chiapas/Mexico entstanden. Ziel dieses Aktionstages ist es, auf die gesellschaftlichen Mißstände in der Welt hinzuweisen. Deshalb finden am 1. Mai alljährlich vielfältige Aktionen mit entsprechender Thematik statt. Das Konzept der Jugendlichen war, im Rahmen des GADs aktiv zu werden, Politik und Spaß zu verbinden sowie von den traditionellen 1. Mai- Aktivitäten abzuweichen. Denn gerade die sind mittlerweile zu festgefahren und frustbesetzt, um Außenstehenden Kritik zu vermitteln und zum Mitmachen anzuregen. So entstand der Gedanke, eine Party zu feiern, die gleichzeitig in Beziehung zur aktuellen lokalen und globalen Entwicklung steht. Denn Kritik gibt es genug: So zum Beispiel die Schließung des Cafe „Quarks“ im Februar 2000, die die kulturelle Vielfalt der Stadt beträchtlich schmälerte, einen beliebten Treffpunkt für Jugendliche in der Innenstadt zerstörte und nicht zuletzt mehrere Jugendliche ihres Wohnraums beraubte. Und das alles obwohl es in Greifswald genug leerstehende Häuser gibt, die teilweise seit Jahren dem Verfall preisgegeben sind ! Ein weiterer Kritikpunkt der Jugendlichen ist die EXPO 2000, die in diesen Tagen international für Furore sorgt. Auf dieser sogenannten Weltausstellung werden wirtschaftliche Interessen international agierender Konzerne unreflektiert als Zukunftsvisionen präsentiert, während mittelständische Unternehmen sowie auch soziale und Umweltprojekte lediglich Alibifunktion haben und im Hintergrund stehen. Außerdem steht eines der Exponate, das Projekt Wendelstein 7-X, direkt in Greifswald. Dieses Projekt kostet bis zum Jahr 2005 600 Millionen DM, wovon 45% von der EU getragen werden. Um die restlichen Mittel aufzubringen, mußten die Bundesmittel für die Kernfusion um 17 % erhöht werden. Dies führte dazu, daß der Etat für die Erforschung regenerativer Energiequellen um 13% gekürzt werden mußte. Das zeigt einmal mehr, das in der Finanzierung der Forschung die Lobby mehr zählt als die Vernunft. In diesem Kontext sollte also die Veranstaltung, die in der Pfarrer-Wachsmann-Str. 1 stattfand, stehen. Trotz erschwerter Werbung fühlten sich immerhin 150 junge Menschen aus Greifswald und anderen Städten angesprochen und kamen aus vielerlei politischen Hintergründen. Neben Lagerfeuer, Musik, Essen und Trinken fand ein reger Austausch statt. Die Resonanz auf die Party war überwiegend positiv und machte die Aktualität der oben genannten Probleme deutlich. Außerdem hat sich gezeigt, daß es möglich ist, bestehende Freiräume zu nutzen und daß andere Aktionsformen als z.B. Demonstrationen durchaus erfolgreich sein können.

InfoBox 2: EXPO-NO Narren schlugen zu - OZ sauer!

Vermeintliches Gewinnspiel von EXPO-Gegnern sorgt für Aufregung bei der Ostseezeitung

Einen gemeinen Terroranchlag auf die demokratische Grundordnung im allgemeinen und auf die Ostseezeitung im speziellen haben Unbekannte anfang dieser Woche verübt. In Mecklenburg/Vorpommern wurden professionell gestaltete Postkarten mit einem Gewinnspiel ausgelegt. Sechs Fragen zur deutschen Wirtschaft und deren Verstrickung in nationale und internationale Schweinereien (Zwangsarbeiter bei Siemens, Abschiebehilfe durch die Deutsche Lufthansa, etc.) wurden gestellt und das Lösungswort "EXPO-NO" gesucht. Über die versprochenen Preise wie Handys, Reisen und sonstigen Schnickschnack wird sich wohl niemand freuen können, da daß ganze offensichtlich nur ein Scherz von EXPO-Gegnern war, den die Ostseezeitung anscheinend überhaupt nicht komisch fand. Der OZ-Artikel vom 24.5.2000 lautete:

Betrüger narren OZ-Leser mit falschem Gewinnspiel

Rostock (OZ): Als vermeintliches "OZ-Gewinnspiel" wurden gestern in Greifswald und Rostock Postkarten-Vordrucke verteilt, mit denen offensichtlich Stimmung gegen die EXPO 2000 in Hannover gemacht werden soll. Abonnenten der OSTSEE-ZEITUNG machten darauf aufmerksam, dass in ihren Briefkästen unfrankierte Vordrucke mit einem Kreuzworträtsel zu finden waren. Aus den Fragen spricht eine politisch extreme Tendenz. Als Empfänger ist die OZ-Adresse in Rostock vorgedruckt. Es werden Preise versprochen. Die OSTSEE-ZEITUNG macht darauf aufmerksam, dass hier Betrüger am Werk sind. Der Verlag hat die Kriminalpolizei eingeschaltet. Die Abonnenten und Leser werden gebeten, die Karten nicht abzuschicken.


  zurück zur Ausgabe 4 zurück zur Hauptseite