"Kennenlernen ... urteilen ... kaufen"

sechs plattenrezensionen am stück


 

FARSIDE -the monroe doctrine-

eine geradezu perfekte punkrockscheibe ohne ecken und kanten, an der eigentlich überhaupt nichts zu meckern gibt, haben farside hier abgeliefert. voll hochachtung ziehe ich meinen hut vor einer solchen leistung an brillianz. das ist die beste farside überhaupt, eine scheibe, die fest im cd- spieler installiert werden könnte. energiegeladene melodien, die das haus rocken. layouttechnisch hätte mehr drin sein können. (reveletion records)


 

THE GET UP KIDS -something to write home about-

ich kann mich erinnern, daß ich vor recht langer zeit auf irgendeinem konzert eine single kaufte, die ich einfach nur vom namen her cool fand. das war die erste get up kids single überhaupt. damals hatte ich den richtigen riecher, das war´ne großartige platte (nach der sich heute einige die finger lecken). danach folgten zwei weitere coole singles auf dem größeren doghouse label, getoppt von einer lp, die aber nicht so richtige klasse hatte. die smarten amis kamen dann auch auf tour hier, und auf dem konzert in berlin spielten sich tumultartige szenen ab. die steh auf kinder blieben auf alle fälle der industrie nicht verborgen und nun hüpfen sie per video in unsere zimmerchen, im gepäck die neue lp. dabei nun auch ein keyboard. nun war ich bisher kein richtiger fan und weigere mich auch eher die jungens gut zu finden, angesichts der neuen platte macht das nun keinen sinn mehr. the get up kids haben so gut im gesamten emo- pop- bereich rumgeklaut, daß ein unglaublich in die glieder gehendes endprodukt herausgekommen ist. besonders bei Jimmy Eat World und fast schon frech bei Promise Ring hat man sich die eine oder andere note geliehen. kann ich jedem nur empfehlen. (vagrant rec.)


 

EUROBOYS -long days flight ´till tomorrow-

alles, was irgendwie mit Turbonegro zu tun hat, ist zwangsweise cool. musikalisch hat das hier rein gar nichts mit turbonegro zu tun, es gibt nur personelle überschneidungen. im übrigen möchte ich die auflösung Turbonegros als schlimmstes vorkommnis´99 adeln. wenn du spätabends nach hause kommst und die beine hochwirftst, ist es das beste du bist im besitz dieser scheibe und einiger psychedelischer drogen. sphärisches gedudel ohne gesang mit der energie eines klaren gebirgsbaches,der einem rinnsal gleich sich seinen weg durch die verschneiten berge bahnt. wunderschön trotz zum einsatzkommen einiger fernöstlicher instrumente. (virgin)


 

SUNNY DAY REAL ESTATE -how it feels to be something on-

s.d.r.e. sind verantwortlich für eine ganze generation von bands. ”vergleiche gibt es nicht, s.d.r.e. sind der vergleich” steht im aktuellen green hell mailorder katalog, mehr gäbe es nicht zu sagen. nach zwei alben lösten sich s.d.r.e. erstmal auf, bassist und schlagzeuger gründeten die Foo Fighters. dann die ersten gerüchte über eine reunion, die die gesamte emo- hc liebhaberschaft in hellste aufregung versetzte. nun ist sie tatsächlich da, die neue. was sich alle fragten, war natürlich, ob jemals die qualität der ersten platte ”diary” erreicht werden könnte. eingefleischte fans haben immer angst vor weiterentwicklung ihrer angebeteten bands, könnte ja anders klingen. und wie das immer ist, wenn sich eine band solchen kalibers wieder zusammentut, wollen die meisten das schlecht finden, egal wie gut das ist. die qualität von ”diary” erreicht die neue tatsächlich nicht, weil sie sie ganz einfach um längen übertrifft! ich kenne keine derartig ruhige platte, die trotzdem solch unglaubliche kraft in sich hat. allerdings bedarf die platte mehrmaligen hörens, um die gesamte brillianz zu erfassen. auf alle fälle eher was für leute, die musik richtig hören. (sub pop)


 

JIMMY EAT WORLD -static prevails- -clarity-

fast völlig unbemerkt spielte sich 1996 eine jung amerikanische band in den emo- himmel. ohne irgendeine single (nur eine lp, die der band höchst peinlich ist) brachten jimmy eat world ”static prevails” auf einem major raus (warum sich ein major dieser band annahm, ist mir völlig schleierhaft). ohne frage eine der besten platten von ´96. ”static precails” besticht durch perfekte melodien, großartige gitarren und zwei sängern mit tollen stimmen. j.e.w. spielten locker die gesamt emo- liga an die wand. ”clarity” kommt viel viel ruhiger rüber ohne dabei die vorzüge von ”static prevails” links liegen zu lassen. ”lucky denver mint” ist ein ohrwurm mit radioqualität, ”just watch the fireworks” hat eines der schönsten streicherarrangements, das ich je gehört habe. wer die vinyl- version ordert, wird sich allerdings über ”goodbye aky harbor” ärgern, geht 16 min und klingt dabei völlig gleich. nervt ohne ende, schließlich muß man dafür eine seite umdrehen. auf der coverrückseite sind die vier buben im großformat abgebildet und sehen verdammt häßlich aus. als ich sie unlängst live bewundern durfte, konnte ich den eindruck entkräften, live waren sie sausüß. (lp 1 capitol rec.) (lp 2 big wheel recreation rec., cd wahrscheinlich auf nem major)


 

BLUMFELD -old nobody-

jochen distelmeyer, seines zeichen sänger bei blumfeld, wurde vom musikkritiker der süddeutschen zeitung mal ”onanistische selbstinszinierung” vorgeworfen, hm, nicht ganz von der hand zu weisen finde ich. für leute mit stoffhosen und cordjackets oder cordhosen und stoffjackets in gesetzten farben ist das der soundtrack zum leben. der soundrack zu kafkabüchern, teetassen und leuten, die sich besonders klug halten. komischerwiese aber auch gut für einen proll wie mich, denn richtig bemängeln kann ich nur das ewig lange gedicht ganz zu anfang und die texte, die alles in zehn wörtern ausdrücken, was man auch mit dreien sagen könnte. in der pupertät habe ich oft vor mädchen demonstrativ ein hesse buch vor mir hergeschleppt, um interessant zu wirken, würde ich heute auch machen mit einer blumfeld platte. (rough trade/big cat)

ponchorello


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